Er taucht ein.
Die trübe Brühe umspült seinen schlanken, kalten Hals.Er versucht nicht zu stark zu schwanken, damit die Wellen nicht über den Rand schwappen. Jede noch so kleine Bewegung versetzt die Oberfläche
in Schwingung, die die Ausmaße eines Tsunamis annehmen können.
Sein ästhetisch geformter Körper nimmt schleichend die Temperatur der Flüssigkeit an. Sie steigt wie auf einem alten Quecksilber-Thermometer an ihm empor.Er sinkt, weiß nicht, wann er den Boden erreichen wird.
Er rotiert, zieht vorsichtige Kreise, wirbelt Schwebstoffe auf.Die milchige Suppe verschluckt alle Farben, der Himmel über ihm reflektiert nur Schlick-braunes Wasser.
Dann schlägt er am Boden auf, kann sich nicht halten, rutscht, prallt gegen die Wand. Er kämpft sich durch den Schleim auf dem Grund und löst eine Lawine aus. Unzählige kristalline Pünktchen steigen nach oben, tanzen, wirbeln um ihn herum.
Ihr Leben ist kurz.
Schon nach wenigen Walzerdrehungen lösen sie sich auf, und nähren die Brühe.
Ein süßlicher Geruch steigt auf. Nicht wie Stork Riesen, Frau Lange, eher wie zu kurze Mittagspause am alten Automaten im zweiten Stock.
"Schatz?"
"Wie bitte?"
"Ich sagte, trinkst du deinen Kaffee noch?"