Kirmes, Jahrmarkt, Wiesn, Volksfest, Rummel, Kirchweihfest, Hoggedse oder Dult. Nenn es wie du willst. Bereits im Mittelalter feierten die Menschen die Fertigstellung einer Kirche mit einer Messe, der Kirchweihe. Daraus wurden Dorffeste auf Viehmärkten und schließlich 1274 die erste urkundliche Ersterwähnung einer Kirmes in Oberdorla, Thüringen.
Höher, weiter, schneller ist nichts für mich. Ich bleibe mir treu beim Entenangeln, Zuckerwatte essen und werfe krumme Pfeile auf labbrige Luftballons.
Du fragst mich, wo das Kettenkarussell ist. Nicht dabei, sage ich. Vielleicht ist es nicht mehr beliebt, vielleicht nicht spektakulär genug. Vielleicht ist es auch besser, dass uns diesmal nicht übel ist nach drei Runden Zentripetalkraft mit Bratwurst, Schokoerdbeeren und Slush im Magen.
Das klassische Karussell steht schon lange nicht mehr der Mittelpunkt des Volksfestes. Die wahren Publikumsmagnete nennen sich wie Planeten, wirbellose Weichtiere oder mystische Wesen. Wem im "Booster-Maxx G4" nicht das Gebiss rausfliegt oder wer mit "Krake" und "Polyp" ohne Dekompressionskrankheit wieder auftaucht, der kann 50 Meter hoch zum „Jupiter“ drehen oder seine polizeilich erfassten Fingerabdrücke im Albtraum jeder Putzkolonne - dem „Kristallpalast“ - hinterlassen.
Kommen Sie ran, steigen Sie ein. Hier am Drive-In eine Runde Fahrspaß zum Mitnehmen!
Taschentücher über Mikrofone gebunden, genäselte Sprüche geklopft, Gewinne-Gewinne-Gewinne-Versprechen in die Nacht posaunt oder unverständlich die Überkopfgedrehten angefeuert. Bis gerade war mir nicht bekannt, dass diese Meister und Meisterinnen der Jahrmarktsmotivation eine eigenen Berufsbezeichnung haben. Sie werden Rekommandeure genannt. Rekommandieren stammt aus dem Lateinischen (recommendare) - was so viel heißt wie empfehlen oder anbieten.
Bevor es unter dem Namen "Ferris Wheel" als Riesenrad-Stahlkonstruktion zum Highlight der Kirmes-Hochgeschäfte avancierte, kannte man 1620 in Bulgarien oder 1794 in Petersburg unter der Bezeichnung "Russische Schaukel" bereits Vorläufer aus Holz.
Das erste Stahl-Riesenrad "Ferris Wheel" wurde 1893 mit einem für damalige Verhältnisse gigantischen Durchmesser von 76 Metern vom amerikanischen Ingenieur George Ferris für die Weltausstellung in Chicago konstruiert. Es sollte die Antwort auf den Eiffelturm von Gustav Eiffel sein, der als „Schaustück“ für die Pariser Weltausstellung von 1889 gebaut worden war.
Heute steht das größte Riesenrad der Welt in Dubai (Vereinigte arabische Emirate) und misst 250 Meter im Durchmesser. Das "Ain Dubai" wurde für die Expo 2020 fertiggestellt und ist mit 48 Kabinen ausgestattet, die Platz für insgesamt 1.750 Passagiere bieten.
Das älteste Riesenrad Europas befindet sich in Österreich und ist fester Bestandteil des Wiener Praters, einem stationären Vergnügungspark mit Wurzeln im 18. Jahrhundert. Das "Wiener Riesenrad" misst 61 Meter im Durchmesser und wurde 1897 eröffnet.
Das "London Eye" hingegen ist zur Zeit mit 120 Metern Durchmesser das größte Riesenrad Europas.
Gewinne, Gewinne, Gewinne!
Plastikrosen, Pfauenfedern, Schlüsselanhänger, Mini-Schraubendreher, Flummis, Teddys, Schlangen, Frösche, Gummispinnen, Pfeil und Bogen, Tröten, Seifenblasen...